Hubert Czerepok. Alles ist Dunkelheit

Hubert Czerepok
Everything is darkness

Kuratorin: Iwona Bigos
20.12.2016 – 15.02.2017

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OP ENHEIM ist ein Haus der Offenheit und Respekts, erbaut auf Fundamenten der nicht verlogenen Geschichte und der Verantwortung für die Zukunft. Sein Sitz ist das zurzeit sanierte barocke Bürgerhaus am Plac Solny. Für die Dauer der Instandsetzungs- und Renovierungsarbeiten, plant OP ENHEIM für das Wrocławer Publikum mehrere Kunstausstellungen von Werken bekannter polnischer Künstler. Alle zum Projekt eingeladenen Künstler werden bei der Erforschung der lokalen Geschichte die globale Gegenwart kommentieren. Im Kontext des Oppenheim-Bürgerhauses ist es ebenfalls, oder eher vor allem, die Geschichte der Breslauer Juden, die die Stadt jahrhundertelang mitgestaltet haben.

Das Projekt Gedächtnis der Zukunft ist sowohl das Entdecken der – oft mit Absicht – vergessener historischer Fakten, wie auch von Fragen nach Zusammenhängen zwischen Macht, Religion und Gewalt. Bezug nehmend auf die christliche Tradition der Versöhnung und der Weihnachtswaffenstillstände, sowie mittels der angewandten Symbolik des Sterns von Bethlehem und des Davidsterns, sagt OP ENHEIM dem Rassismus, Ausschluss, der Intoleranz, Geschichtsverfälschung und Wiederholung von Fehlern, ein ausdrückliches NEIN.

Das Werk von Hubert Czerepok Alles ist Dunkelheit stellt zwei miteinander verbundene Sterne – den Stern von Bethlehem und den Davidstern – dar.
Dieser bekannte, zurzeit in Wrocław wohnende Künstler bedient sich in seinem Schaffen oft der bekannten Symbole, die er in nicht traditionellen Kontexten verwendet, wodurch er ihnen neue Inhalte verleiht und gleichzeitig Fragen über Zusammenhänge zwischen Macht, Gewalt und Religion stellt. Der hinterlistige Titel dieses Werkes verleiht den bekannten religiösen Symbolen gleichzeitig im Kontext der leuchtenden Himmelskörper, eine neue Interpretation.

Alles ist Dunkelheit das ist im ersten Teil der Stern von Bethlehem in der Gestalt eines Kometen. Zusammen mit der Weihnachtskrippe und den nach der Wahrheit strebenden Weisen, ist er eines der häufigster Motive in der christlichen Ikonografie. Der Stern von Bethlehem ist jedoch nicht nur ein Symbol für Weihnachten, sondern auch für das Streben nach Wissen, der Versöhnung zwischen verschiedenen Kulturen und den Sieg des Guten und der Weisheit über das Böse.

Das Werk von Czerepok stellt im zweiten Teil den Davidstern dar, auch `Schild Davids´ bzw. `Stern des Zions´ genannt, welcher für die Bekenner des Judaismus eine ähnliche Bedeutung hat, wie der Stern von Bethlehem für die christliche Religion. Das aus zwei ineinander verflochtenen, gleichseitigen Dreiecken gebildete Hexagramm, ist ein seit eh und je verwendetes Symbol, vor allem als eine Vorstellung der Harmonie, auf welche sich gegensätzliche Kräfte zusammensetzen, u.a. der männliche und der weibliche, der himmlische und der menschliche Faktor. Es ist wert zu erwähnen, dass dieses Symbol als Ornament oder magisches Zeichen durch die christliche, moslemische und jüdische Religion verwendet wurde. Zurzeit ist der Davidstern das häufigste und universelle Symbol des Judaismus und der jüdischen Identität. Seit 1897 ist er das Wappen des Zionismus und seit 1948 ist er zentraler Bestandteil der Flagge Israels.

In seinem Werk verbindet Czerepok diese zwei mit Inhalten beladenen Symbole, indem er aus ihnen ein gemeinsames, von einem in das andere übergehende Objekt schafft. Seine Platzierung an der Fassade des Oppenheim-Bürgerhauses, in dessen Vergangenheit die tragische Geschichte Bresaluer/Wrocławer Juden eingetragen ist, unterstreicht die Tatsache der unzertrennlicher und spannungsvoller Verbindung der christlichen Religion mit Judaismus. Wir dürfen nicht vergessen, dass dieser mit positiven Inhalten beladene Hexagramm ebenfalls der gelbe Davidstern, ein Symbol des Holocaust, ist.

Das Aufeinanderlegen von so deutlichen Symbolen ist ein Spiel des Künstlers mit dem Wissen und mit bewusstem und unbewusstem Gedächtnis des Rezipienten. Der Verzicht auf Verwendung der traditionellen Neontechnik zugunsten eines LED-Schlauches, der seit mehreren Jahren beliebtes Material der Produzenten von Weihnachtsflitterkrams ist, verleiht dem Werk Czerepoks zusätzlich Leichtigkeit und Ironie. Doch diese Finesse und Schlichtheit ist scheinbar: Der Komet war seit Anbeginn der Welt immer als Ansage von Veränderungen, aber nicht unbedingt der guten, verstanden. Im Kontext der gegenwärtigen Ereignisse stellt der keinen Optimismus einflößende Titel des Werks Alles ist Dunkelheit”die humanistische und idealistische Aussage der gemeinsamen Verfolgung des Sternes von Bethlehem in der Suche nach Wahrheit, Wissen, Gleichheit und Toleranz in Frage.

Das Projekt an der Fassade des Oppenheim-Bürgerhauses kann vom 20. Dezember 2016 bis 18. Februar 2017 angeschaut werden.

Hubert Czerepok, Wszystko jest ciemnością / Everything is Darkness, 2007, Installation site specific, LED-Schlauch, Aluminium, ca. 362 cm, fot. Paweł Jakubek, © Hubert Czerepok, dank Höflichkeit der OP ENHEIM

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