
16.07—28.09.2025
Beginn um 19:00
Ende um 21:00
Bleiben ohne Heimkehr
Jessica Ostrowicz
Kuratorin: Philine Pahnke
- ▪ Eröffnung: 16. Juli 2025, 19:00 Uhr
▪ Dauer der Ausstellung: 16. Juli – 28. September 2025
Die erste polnische Einzelausstellung von Jessica Ostrowicz – einer britischen bildenden Künstlerin, Bildhauerin, Installationskünstlerin und experimentellen Filmemacherin – ist eine zutiefst persönliche Meditation über Erinnerung, Trauma, Verlust und den Versuch, das zu rekonstruieren, was zerbrochen oder ausgelöscht worden ist. Ostrowiczs Arbeit stützt sich auf ihre Familiengeschichte und die Erfahrungen zwischen den Generationen – von den verschwiegenen jüdischen Wurzeln ihres Großvaters über das Trauma des Exils und des Holocausts bis hin zu zeitgenössischen Überlegungen über Zugehörigkeit und die schwer fassbare Bedeutung von „Heimat“. Ihre Ausstellung „Bleiben ohne Heimkehr“ wird am 16. Juli 2025 im OP ENHEIM eröffnet.
„Was einmal zerbrochen ist, kann nie wieder ganz sein. Wir können niemals in das Zuhause zurückkehren, das wir verlassen mussten. Wir können zwar versuchen, die Vergangenheit zu heilen, aber die Zeit formt alle Dinge neu; wir können nie zweimal im selben Moment sein“, sagt Ostrowicz.
Die Künstlerin wuchs mit dem Wissen auf, dass ein Teil ihrer Familie vor den Pogromen in Europa geflohen war und dass viele Verwandte in der Shoah umgekommen waren. Ihre Großmutter emigrierte von Litauen nach England, und von der jüdischen Herkunft ihres Großvaters erfuhr Ostrowicz erst nach dessen Tod. Als Vertreterin der dritten Generation von Holocaust-Überlebenden setzt sie sich mit Themen der Erinnerung und der Existenz nach der Schoah auseinander. Die Konfrontation mit dem ererbten Trauma und dem Schweigen der Familie steht im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Auseinandersetzung.
Die Ausstellung zeigt eine Reihe von Ostrowiczs jüngsten Arbeiten, darunter ihre aktuellsten Werke – monumentale Installationen, Filme und Zeichnungen sowie zarte, intime Objekte, in die sie zerbrechliche Überbleibsel des Alltags integriert: Steine, Papier, Rohre, zerbrochene Teller, Eierschalen und Haare. Jedes Werk wird zu einem Akt des stillen Widerstands gegen das Vergessen und trägt eine einzige Frage in sich: Was bedeutet es, ein Zuhause zu haben, insbesondere für diejenigen, die es verloren haben?
Seit 2023 arbeitet Ostrowicz auch als Pädagogin in einem Männergefängnis, wo sie mit den Insassen einen Dialog über die Bedeutung von „Heimat“ im Erwachsenenleben führt. Diese kontinuierliche Zusammenarbeit ermöglicht es ihr, Verbindungen zwischen persönlichen Überlegungen und den Geschichten der Insassen herzustellen und den Moment zu beobachten, in dem ein Ort beginnt, sich in ein echtes Zuhause zu verwandeln. Diese beharrliche Suche nach Bedeutung und Verständnis zieht sich wie ein roter Faden durch ihre gesamte künstlerische Praxis.

Skulptur Prison Nest setzt die Künstlerin der eigenständigen Arbeit ihrer Schüler ein Denkmal. Aus hunderten kleinen Papierfragmenten offizieller Gefängnis-Dokumente formen die Inhaftierten wandelbare Skulpturen, die – wenn als Dekoration gestaltet – eine Zelle in ein Zuhause verwandeln können. Regelmäßig werden diese aus eigenem Antrieb geschaffenen Kunstwerke von den Wärtern zerstört. Nur die Künstlerin trägt eines dieser regenerativen Werke, das im Unterricht durch die Hände unzähliger Schüler gegangen ist, aus den Gefängnismauern in die Außenwelt. Über die rein künstlerische Arbeit hinaus, setzt sie sich auch in ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit dem Konzept von Zuhause im Kontext von Dekoration und Geborgenheit in Gefängniszellen auseinander. Auf eine andere Weise spürt sie hier dem flüchtigen Moment nach, in dem ein Ort zum Zuhause wird. Es ist diese unermüdliche Suche, die Jessica Ostrowicz nicht loslässt und ihre gesamte künstlerische Praxis durchdringt

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